Um Punkt 10.00 Uhr habe ich den ersten Termin mit einem neuen interessierten Paten. Ich freue mich sehr, dass es in letzter Zeit einen so großen Andrang an neuen ehrenamtlichen Paten und Patinnen gibt. Bei dem Gespräch lernen Herr E.* und ich uns besser kennen und ich kann ihn über die Angebote der Caritas und insbesondere über das Patenprojekt „Chancenschenker“ informieren. Herr E. ist nach dem Gespräch noch mehr darin bestärkt, das Engagement aufzunehmen und wie versprochen, wird mich die unterschriebene Vereinbarung zwischen ihm und der Caritas in den nächsten Tagen erreichen.
Nach dem Gespräch führe ich mehrere Telefonate und beantworte neue emails. Dabei geht es unter anderem um die Planung des nächsten Patentreffens mit allen aktiven ehrenamtlichen Patinnen und Paten. Ein Impuls von einem Mitarbeiter der Psychologischen Beratungsstelle ist hierfür auch geplant und die Ehrenamtlichen sollen Gelegenheit haben, sich anonymisiert über Situationen aus ihrem Patenschafts-Alltag auszutauschen.
Nach dem Mittag fahre ich zu einer Familie nach Hause, die interessiert ist, eine Patenschaft zu beginnen. Die Familien der Patenkinder besuche ich immer zu Hause, um alle Familienmitglieder und das Umfeld besser kennenzulernen. Dieses Mal lerne ich die Familie von Julius* kennen. Julius ist 8 Jahre alt und Legastheniker. Seine Mutter ist alleinerziehend und wünscht sich eine Person, die ihn fördert und unterstützt. Julius und seine Mutter sind auf sich allein gestellt und haben nicht viele Freunde und keine Familienangehörigen im Hintergrund, die sie unterstützen könnten. Während des Gesprächs lasse ich Julius mir seine Welt auf einem Blatt aufmalen. Er malt ein Haus und daneben seine Mutter, die genauso groß ist wie das Haus. Julius steht neben ihr und hält ihre Hand.
Am Ende des Gesprächs informiere ich die Familie, dass es einige Zeit in Anspruch nehmen wird, bis ich mich mit einem möglichen Paten oder einer Patin zurückmelde. Denn zunächst möchte ich alle Patenkinder und auch alle ehrenamtlichen Patinnen und Paten kennenlernen. Danach findet das matching statt, bei dem ich eruiere, welche/r Patin/Pate am besten zu welchem Patenkind passt und umgekehrt. Als ich die Treppen des Zuhauses von Julius und seiner Mutter herunterlaufe denke ich jedoch schon konkret an Frau K.*, eine neue ehrenamtliche Patin, die Theaterpädagogin ist und auf ein Patenkind wartet. Ich habe im Gefühl, dass Julius und Frau K. viel voneinander profitieren und lernen können.
Mein letzter Termin an meinem heutigen Arbeitstag wird ein Abschlussgespräch einer Patenschaft sein. Die Patenschaft zwischen Laila* (7) und Frau M.* besteht schon seit einem Jahr. Daher ist es Zeit ein Abschlussgespräch zu führen und zu schauen, welche Wünsche zu Beginn der Patenschaft bestanden und ob diese erfüllt wurden. Entweder kann die Patenschaft bei dem Gespräch beendet werden oder um ein weiteres Jahr verlängert werden. Da ich zuvor schon Kontakt zu der Familie von Laila und zu Frau M. aufgenommen hatte, weiß ich, dass beide Seiten an der Fortführung der Patenschaft interessiert sind. Als ich in das Haus der Familie von Laila komme, werde ich freundlich von allen begrüßt. Ich freue mich zu sehen, wie vertraut Laila, die Familie von Laila und Frau M. mittlerweile sind. Als ich die Vereinbarung von vor einem Jahr heraushole, müssen wir alle schmunzeln. Der Wunsch von damals war viel Zeit miteinander zu verbringen und draußen zu spielen. Beides hat gut geklappt und dennoch sind nun neue Themen aufgekommen, seitdem Laila in die Schule geht. Für das neue Jahr der Patenschaft wünschen sie sich, dass es zum Einen immer noch viele gemeinsame Unternehmungen gibt, aber auch Unterstützung für die Schule. Nachdem alle, auch Laila, die neue Vereinbarung unterschrieben haben, verabschiede ich mich von der Familie und von Frau M. und mache mich auf den Heimweg. Im Auto gehen mir noch die vielen Momente des Tages durch den Kopf und ich freue mich sehr, so viele tolle Menschen zusammenführen zu können, die sich ohne das Patenprojekt „Chancenschenker“ wahrscheinlich niemals kennengelernt hätten.