10 Jahre Kinderstiftung – Weggefährt*innen kommen zu Wort
2012 wurde die Kinderstiftung Esslingen-Nürtingen gegründet. Damit starten wir 2022 in unser 10-jähriges Jubiläumsjahr. Wir blicken zurück auf 10 spannende Jahre, in denen sich viel bewegt hat. Mit unserer Einzelfallbeihilfe, den Chancenpatenschaften und unseren geförderten Projekten konnten wir zahlreichen Kindern im Landkreis Esslingen soziale Teilhabe sowie Bildungs-und Entwicklungschancen ermöglichen.
Anlässlich des Jubiläumsjahres möchten wir Menschen, die mit der Kinderstiftung in Verbindung stehen und uns ein Stück begleitet haben, zu Wort kommen lassen. Diesmal Olivia Longin, ehemaligen Geschäftsführerin der Kinderstiftung und Mitstreiterin der ersten Stunde.
Olivia Longin baute die Kinderstiftung seit 2012 mit auf und war bei der Entstehung zentraler Projekte wie dem Kinderbeirat oder dem Projekt Chancenschenker von Anfang an dabei.
Ihre Motivation bei der Kinderstiftung mitzuwirken ist aus der tiefen Überzeugung entstanden, "dass keinem Kind aufgrund seiner Herkunft Chancen verwehrt bleiben sollten."
"Ich habe das Privileg gehabt in einer Familie aufzuwachsen, die mir mit Leichtigkeit das Leben ermöglicht hat, das ich nun führe. Es fehlt mir und meiner Familie nichts. Ich weiß aber auch, dass das nicht allen Familien so geht." berichtet die 3 fache Mutter.
Den eigenen Interessen und Talenten nachzugehen, mit anderen Kindern bei Freizeitaktivitäten in Kontakt zu kommen, ausreichend Wohnraum zu haben oder bei Schwierigkeiten in der Schule Unterstützung erfahren - all das sind Dinge, die Kindern aus armen Familien oft verwehrt bleiben. Das Schulsystem fängt die soziale Ungleichheit von Kindern keineswegs auf, sondern begünstigt den Erfolg von privilegierten Kindern und den Misserfolg von Kindern aus ärmeren Familien.
Ein Problem sei, so Longin, dass Lehrer*innen häufig die Zeit fehle, um auf die individuellen Schwierigkeiten der einzelnen Kinder einzugehen - sowohl was den Schulstoff angeht, als auch die Schwierigkeiten im Elternhaus. "Daher sind die Chancenschenker ein Herzensprojekt für mich, denn da hat das Kind einen Menschen, der Zeit hat und unterstützen kann, bei schulischen Fragen, bei der Freizeitgestaltung oder beim Deutsch lernen" so Longin.
Projekte wie "Chancenschenker" aber auch die Kinderstiftung als Ganzes aufzubauen und als Geschäftsführerin zu begleiten, sei "herausfordernd und erfüllend zugleich" gewesen, resümiert Frau Longin ihre 8 Jahre bei der Kinderstiftung.
Erfüllend waren zum Beispiel die Momente, in denen deutlich wurden, dass man nicht allein dasteht im Kampf gegen Kinderarmut, sondern, dass es viele Menschen gibt, die am selben Strang ziehen. "Für mich hat sich immer wieder gezeigt, dass man das Thema gemeinsam angehen muss, nicht jeder für sich und dass man es in die Öffentlichkeit tragen muss, damit dieses Thema nicht schambehaftet bleibt."
Das sei auch gelungen in den letzten Jahren "Das Thema Kinderarmut ist bekannter geworden, nicht nur durch die Kinderstiftung Esslingen-Nürtingen. Es haben sich viele auf den Weg gemacht und das tut der Sache gut."
Bei der Frage, welcher Moment in den 8 Jahren mit der Kinderstiftung sie am meisten berührt hat, muss Frau Longin nicht lang nachdenken: "Das war ein Benefizkonzert in einer Kirche. Das Kind hat ein Konzert gegeben, um sich ein Klavier zu finanzieren und hat dann die Hälfte davon an die Kinderstiftung gespendet. Das war beeindruckend."