Alte Reben helfen jungen Menschen
An Martini, dem 11. November, hat im Mittelalter das bäuerliche Wirtschaftsjahr geendet. Der Wein war eingefahren, die Kirche hatte ihren Zehnt bekommen und die Mägde und Knechte haben sich überlegt, auf welchem der Martinimärkte, die landauf landab ihr Ware feilboten, sie ihren Jahreslohn gleich wieder auf den Kopf hauen wollten. Im reichsstädtischen Esslingen durften auch die Mühseligen und Beladenen an der Erntedankstimmung teilhaben. Der Martiniwein, am Abend des Martinstags kostenlos ausgeschenkt, diente den Bedürftigen als Sorgenbrecher, Arznei und Lebensmittel zugleich. Das Esslinger Weingut Kusterer hat die 800 Jahre alte Tradition wiederbelebt – wenn auch nicht die des kostenlosen Weinausschanks, so doch die der guten Tat. Die moderne Form der Solidarität gibt es seit 22 Jahren. Für jede der für 7,50 Euro verkauften Flasche Martiniwein geht ein Euro als Solidarbeitrag an das Projekt „Chancenschenker“, das die Kinderstiftung Esslingen-Nürtingen, eine Einrichtung der Caritas Fils-Neckar-Alb und des Dekanat Esslingen-Nürtingen, betreut.
Paten schenken Aufmerksamkeit
Chancenschenker sind Paten, die von der Kinderstiftung an einkommensschwache Familien vermittelt werden. Dort schenken sie ihrem zwischen drei und zwölf Jahre alten Patenkind vor allem Aufmerksamkeit. „Die Paten sind Ansprechpartner für schulische und persönliche Probleme, begleiten die Kinder aber vielleicht auch ins Planetarium oder bringen ihnen Schwimmen bei“, erklärt Christina Kempf, die Projektbetreuerin. Das Engagement ist in der Regel auf ein Jahr begrenzt.